Was zeichnet eine gute Elektrologistin aus?
Die Frage ist mehr als berechtigt, da »Elektrologist/-in« in Deutschland kein anerkannter Ausbildungsberuf ist. Daher gibt es bedauerlicherweise auch keine Anforderungen an die Schulungsinhalte und -dauer.
Die Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf dauert zwischen zwei und dreieinhalb Jahren, abhängig vom Beruf. Im Gegensatz dazu dauern die Schulungen für Elektrologisten nur eins bis drei Tage. Die Fragen, die sich hier aufdrängen:
Wie viel Theorie und Praxis passen realistisch betrachtet in eine Kurzschulung?
Wie viel Kompetenz dürfen Kunden nach einer solchen Schulung erwarten?
Nicht besonders viel!
Eine Kollegin schrieb mal: "Es gibt so viele "schwarze Schafe" unter der Bezeichnung Ausbildung, so daß viele Neue die daran teilgenommen haben, eigentlich nicht als Elektrologisten arbeiten sollten."
Das sehe ich auch so!
Die Elektroepilation muss präzise und gewissenhaft durchgeführt werden. Elektrologisten benötigen dafür handwerkliches Geschick, eine ausgeprägte Feinmotorik und eine hohe fachliche Kompetenz. Vor allem aber benötigen sie sehr viel Eigenmotivation sich autodidaktisch auszubilden, um zeitliche und inhaltliche Defizite der Schulungsangebote zu kompensieren. Das heißt, nach einer Kurzschulung fängt das lernen und üben erst an. Aber bitte nicht an zahlenden Kunden!
Eine in den USA ausgebildete Kollegin sagte mal: "Realistisch betrachtet waren meine ersten 600 Stunden schlecht." Sie meinte damit ihre Geschwindigkeit, die sich erst aus der Routine entwickelte, gleichzeitig die Präzision immer fest im Blick.
Eine routiniert präzise und zügige Elektroepilation erfordert unweigerlich tägliche Übungseinheiten über viele Monate. Dies braucht vor allem Zeit und jede Menge Ehrgeiz. Beim Üben dürfen Präzision und Geschwindigkeit auf keinen Fall miteinander konkurrieren. Denn schnell und schlecht sind nicht das Ziel! Elektrologisten müssen auch die Fähigkeit besitzen sich kritisch mit der eigenen Arbeit auseinanderzusetzen und Behandlungsverläufe regelmäßig und zielorientiert überprüfen. Genau genommen lernt man lebenslang, das meinte auch schon Philip Rosenthal als er sagte: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“ Wem das nicht klar ist, sollte vielleicht besser gar nicht erst anfangen.
Doch alles Üben ist nutzlos, wenn bereits die anfänglichen Fehler nicht als solche erkannt und korrigiert werden. Deshalb können sich Kunden leider auch auf jahrzehntelange Erfahrung nicht verlassen.
Um zur Ausgangsfrage zurück zu kommen, was zeichnet denn nun eine gute Elektrologistin aus.
Kurz und knapp: Ergebnisse, die sich sehen lassen können. Deshalb lassen Sie sich Behandlungsbeispiele zeigen und fragen Sie nach den dafür benötigten Behandlungszeiten. Fragen Sie nach der voraussichtlichen Behandlungsdauer für Ihre individuelle Behaarungssituation. Eine gute Elektrologistin wird Ihnen Auskunft geben können und nicht um den heißen Brei reden. Wenn doch, haken Sie nach und lassen Sie sich nicht mit Ausreden abspeisen, dass jede Behandlung anders ist. Natürlich ist sie das, aber eine gute Elektrologistin ist nach einer professionell, durchgeführten Anamnese und Testbehandlung in der Lage die Behandlungsdauer übersichtlicher Areale wie Gesicht, Achseln oder Bikinizone einzuschätzen. Lesen Sie meinen Artikel: Über Behandlungszeiten spricht man nicht.
Bei einer guten Elektrologistin werden Sie weder die Insertion der Epilationsnadel noch die Entnahme der Haare spüren. Die Haare müssen sich vollständig und widerstandslos entnehmen lassen. Zupfen ist nicht akzeptabel! Lesen Sie meinen Artikel: Behandlungsfehler und deren Ursachen.
Eine gute Elektrologistin stellt nicht ihr Epilationsgerät in den Vordergrund der Behandlung, sie hat die Technik perfektioniert und ist in der Lage aus jedem Gerät das Beste rauszuholen. Denn nicht das Gerät epiliert, es liefert nur den Strom und auch die besten Programme ersetzen niemals die präzise Insertion einer professionellen Elektrologistin.
Eine gute Elektrologistin wird Sie bereits bei der ersten Kontaktaufnahme auf die erforderlichen Mindestabstände zu anderen Haarentfernungsmethoden hinweisen und Ihnen erklären wie andere Haarentfernungsmethoden den Haarwuchs und den Hautzustand beeinflussen.
Eine gute Elektrologistin schreibt nicht nur auf ihrer Homepage, dass sie sich ständig weiterbildet, sie tut es auch und das kann sie nachweisen, z. B. mit Teilnahmebescheinigungen. Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass die Teilnahme allein natürlich noch nichts über die Qualität der Behandlung aussagt, aber immerhin über den Willen sich weiterzubilden.
Wenn Sie ganz auf Nummer sicher gehen wollen, dann lassen Sie eine kleine Fläche (1-2 cm2) behandeln und beobachten Sie diese in den folgenden drei bis sechs Monaten (arealabhängig). Bei idealer Ausgangssituation* sollte sich der Haarbestand im behandelten Areal bereits nach einer einzigen Behandlung halbieren.
* Für die ideale Ausgangssituation sind die Mindestabstände zu anderen Haarentfernungsmethoden im jeweiligen Areal einzuhalten.